Forderungen der FDP Oberbayern zum Fachkräftemangel

Forderungen der FDP Oberbayern zum Fachkräftemangel

In vielen Unternehmen, quer durch sämtliche Branchen aber auch in Behörden fehlen zunehmend dringend benötigte Fachkräfte. Die Ursachen sind sehr vielschichtig und unter anderem zu suchen in der Demografie (Alterspyramide). Aber auch auf Grund zu vieler nicht wertschöpfenden Tätigkeiten, z.B. durch Bürokratie. Das vorzeitige Ausscheiden aus dem Berufsleben, weil der Strukturwandel und die Energiewende mehr Arbeitsplätze mit hohen und neuen Anforderungen erfordern, ist genauso ausschlaggebend für den stetig wachsenden Mangel an qualifizierten Fachkräften, wie dass es zu wenige beruflich und stetig mehr akademisch ausgebildete Menschen gibt.

Wir Freie Demokraten Oberbayern schlagen hierzu vor:

  • Eine konsequente Digitalisierung in Unternehmen und Behörden kann einen wirksamen Beitrag zum effizienteren Einsatz von Personal leisten und damit helfen, den Fachkräftemangel zu entschärfen. Auch die Entbürokratisierung und der Abbau unnötiger Verwaltungsstrukturen können zur Verbesserung der Situation beitragen. Wertschöpfende Tätigkeiten müssen überall Vorrang vor unnötigen Verwaltungsverfahren und überflüssigen Prozessen bekommen. Wertschöpfende Arbeit anstatt Beschäftigung!
  • Daneben wollen wir Ausbildungsberufe aufwerten, wobei die finanzielle Aufwertung eine unverzichtbare Verbesserung ist, aber nicht die einzige sein darf. Alle Karrierewege in Unternehmen, öffentlichen Betrieben und Behörden wollen wir auch mit beruflicher Ausbildung, das heißt auch ohne zusätzliche akademische Ausbildung, zugänglich machen, um Pflege, Handwerksberufe und andere Berufe mit großem Fachkräftemangel aufzuwerten und den Berufseinstieg attraktiver zu machen. Warum sollte ein Meister nicht eine entsprechende technische Behörde leiten können, eine Pflegekraft nicht eine Reha-Klinik oder jemand mit entsprechend langjähriger Berufserfahrung in eine leitende Tätigkeit wechseln können?
  • Kostengünstige oder kostenlose Deutsch- und Integrationskurse sind insbesondere auch denjenigen Zuwanderer/innen anzubieten, die schon eine Arbeits- oder Lehrstelle haben. Die Vorreiter, die schnell unabhängig von staatlicher Unterstützung werden wollen, sollen besonders unterstützt werden und dann durch ihre Vorbildfunktion auch andere Zugewanderte motivieren, sich sprachlich, finanziell und sozial in unser Gemeinwesen einzubringen.
  • Bei der Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse sollte nicht geprüft werden, ob diese Abschlüsse wissenschaftlich äquivalent sind, sondern ob der ausländische Abschluss für die angestrebte Aufgabe geeignet ist.

Schließlich sehen wir Verbesserungsbedarf bei der beruflichen dualen Ausbildung. Die Personaldecke in kleinen Betrieben, wie etwa oft im Handwerk, ist oft zu dünn, durch den bestehenden Fachkräftemangel bereits angespannt und reicht deshalb nicht aus, um neben einer guten Betreuung und Ausbildung, dort wo es notwendig ist, auch Deutschkenntnisse sowie kulturelle Werte zu vermitteln. Hier muss die Berufsschule ihr Angebot erweitern bzw. es als integraler Bestandteil für einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben sehen. Neben Unterstützungsmaßnahmen bei der Suche nach einer Lehrstelle, die es teilweise aber zu selten schon gibt, müssen Auszubildende mit mangelnden Deutschkenntnissen gezielt in Form von zusätzlichen Integrations- & Sprachkursen unterstützt, aber darüber hinaus sollte auch eine Mehrsprachigkeit in der Ausbildung nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Deshalb fordern wir einen angepassten Deutschunterricht an den Berufsschulen, die Durchführung von schriftlichen Gesellen- und Zwischenprüfungen in Bau-, Elektro- und Sanitärberufen in einfacher Sprache sowie eine Überarbeitung und Anpassung (im Hinblick auf Erkenntnisse zur Mehrsprachigkeit und Herkunft) des Sozialkundeunterrichts an den Berufsschulen mit dem Ziel, eines echten Demokratie-, Regel- und Gesetzesverständnisses anstelle von Auswendiglernen.